Hier mal meine ganz persönliche Rezension zu dem Buch:
Also ich kann mich dunkel erinnern, "LdS" vor einigen Jahren schon mal angelesen und es ziemlich gefrustet in die (virtuelle) Ecke gepfeffert zu haben, weil ich mich viel zu sehr im "Nice Guy"-/Verlierer-Typus wiedererkannt habe und mir nicht vorstellen konnte, mich so grundlegend zu verändern, dass aus mir mal etwas anderes werden könnte. Nun habe ich meinen Lebensstil seit dem bewusst verändert und mich subjektiv durchaus selbstverbessert: Ich mache Sport, gehe selbstbewusst durchs Leben und zeige Rückgrat und Eier. Ein ziemlicher Party- und Sozialmuffel bin ich immer noch, aber Rom wurde ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut.
Jedenfalls hat sich das schüchterne Weichei, das die Neanderthaler stets ebenso belächelt wie bewundert hat, äußerlich und habituell eben jenen merklich angenähert, wenn auch im Umgang mit Frauen oft erst nach einigen Bieren.
Nun habe ich das Buch (nach Empfehlung aus diesem Forum) aus dieser anderen, deutlich selbstbewussteren Perspektive noch einmal (richtig) gelesen und muss sagen, dass die Selbsterkenntnis ebenso bitter wie naheliegend ist: Die Veränderung bleibt eine äußerliche. Das "Aufreißen" mag aufgrund von größerem Selbstbewusstsein und bewusst zur Schau gestellter Virilität leichter geworden sein, innerlich bin ich jedoch das gleiche zur "Oneitis" neigende Weichei geblieben wie früher.
Ironischerweise bin ich inzwischen mit meiner mir sehr ans Herz gewachsenen, sehr guten Freundin und langjährigem heimlichen Schwarm in der Kiste gelandet (ohne dass ich die "Nice Guy"-Attitüde ihr gegenüber je abgelegt hätte, es ergab sich einfach so), woraus sich inzwischen ein andauerndes sexuelles und romantisches Verhältnis entwickelt hat. Dummerweise jedoch entgegen meinen hochgesteckten Erwartungen kein nachhaltig glückliches, denn sie entspricht genau den Typen LSE-HD, die Santana recht treffend beschreibt (ziemlich genaue 50:50-Mischung aus Borderline und Drama-Queen). Glücklich werden wir beide gemeinsam wohl nie werden, jedenfalls nicht als Paar, so bitter ich die Erkenntnis auch finde. So gern wir uns auch haben und so gut wir uns in vielerlei Hinsicht verstehen und auch zueinander passen, ihre widersprüchlichen, logisch nicht nachvollziehbaren Gefühlsaufwallungen, Dramen und Exzesse zu ertragen, dazu fehlt mir schlicht die Kraft.
Zumal ich als emotional ebenfalls instabiler Mensch unbewusst dazu neige, sie als Rache für erlittene Kränkungen zu bestrafen und emotional zu verletzen. Da helfen auch die Tipps von Santana nix, denn so abgebrüht könnte ich mich ihr gegenüber niemals verhalten. 'Leider' muss man dabei ganz klar sagen, denn es wäre ja sehr hilfreich und für beide von Vorteil, wenn ich das alles (und danach sie

) einfach mit einem überlegenen Lächeln nehmen könnte.
Wobei ich das Buch genau an diesem Punkt - der Beziehungstheorie - nicht konsequent schlüssig finde. Wenn Santanas Theorie zutreffen sollte und Bindung und Eifersucht den Mann automatisch schwach machen/betaisieren und Polygamie die einzig nachhaltige Lebensform sein sollte, welchen großen Nachteil hat dann eigentlich das Beta-Männchen-Dasein, vorausgesetzt, die sexuellen und romantischen Bedürfnisse werden (einigermaßen) befriedigt? Mein Unwille, als Pantoffelheld zu enden, begründet sich in erster Linie aus der Angst, dass sich meine (zukünftige) Frau von irgendeinem anderen durchnageln lässt und mir am besten noch ein Kuckuckskind unterschiebt. Was hab ich nun gewonnen, wenn ich in der Beziehung den Alpha raushängen lasse und das bedingt, dass ich mich mit genau dieser Möglichkeit arrangieren muss?
Zumal ich aus meinem weiteren Bekanntenkreis sehr viel Fremdgeherei kenne (teilweise auch mit mir als Protagonisten, wenn meinerseits keine Emotionen im Spiel sind, klappts ja, wie gesagt, ganz gut), aber es selten erlebt habe, dass eine Frau ihren "Beta" wirklich verlassen hätte. Im Gegenteil, die haben sich mit mir als sexuellem und emotionalem Seelentröster vergnügt, was die Beziehung eher stabilisiert hat, als sie zu zerstören.
Was also ist so schlecht daran, "Beta" zu sein, außer dass man im Leben nicht viel aufreißen wird, wonach aber ja auch nicht jedem Mann unbedingt der Sinn steht?
Eure Meinung dazu würde mich interessieren!