Mikrozensus 2016

[DerlebendeTod]

Hallo zusammen,

vor einigen Wochen trudelte bei mir ein fettes dickes Kuvert vom Bayrischen Landesamt für Statistik ein.

Nach dem öffnen des Kuverts hielt ich ein dickes Werk mit dem schönen Titel:

"Stichprobenerhebung über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt - Mikrozensus 2016 - und Arbeitskräftestichprobe 2016 der Europäischen Union"

in der Hand.

Auf 60 Seiten werden hier insgesamt 183!!!! Fragen zu meiner Lebens- Wohn- und Arbeitsituation gestellt. Und Freunde, da geht es wirklich ans eingemachte. Da werden sämtliche Einkünfte von mir zur Offenlegung verlangt, wieviel ich arbeite, wieviele Stunden letzte Woche, wer in meinem Haushalt wohnt (Mutter, Vater, Freundin) etc etc etc.

Hab die letzten zwei Bögen in die Tonne geworfen, allerdings hab ich jetzt einen Bescheid bekommen mit einer Strafandrohung von 250,-€ wenn ich den Bogen nicht innerhalb von 14 Tagen ausfülle und zurückschicke.

Hab mich auch über einen befreundeten Anwalt schlau gemacht und man kommt da auch nicht drum herum. Er meinte uf Grundlage der allgemeinen Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes wäre diese Fülle an Fragen und Daten an sich kaum zulässig. Allerdings kommt hier eine spezialgesetzliche Rechtsgrundlage, dass „Mikrozensusgesetz“ (MZG) zum Tragen.

§ 1 Abs. 1 des MZGt:

„Über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt sowie die Wohnsituation der Haushalte werden in den Jahren 2005 bis 2016 Erhebungen auf repräsentativer Grundlage (Mikrozensus) als Bundesstatistik durchgeführt.“

§ 7 Abs. 1 MZG:

„Für die Erhebungen besteht Auskunftspflicht […].“

Wie ich in das Raster für die Befragung gekommen bin und ob das Auswahlverfahren wirklich auf einer Zufallsstichprobe beruht, kann von mir nicht nachgeprüft werden. Angeblich werde auch „im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen“ der Datenschutz sicher gestellt – Ob meine Angabnen auch tatsächlich anonymisiert verarbeitet werden kann ich ebenfalls nicht überprüfen. Und diese Angaben gehen weit über das hinaus, was man in sozialen Netzwerken so von sich preisgibt, wo unsere staatlichen Datenschützer sich doch in schöner Regelmäßigkeit über Facebook & Co. so herrlich chauffieren.

Ich werde das Teil jetzt ausfüllen, allerdings werde ich bei vielen bzw. sehr vielen Punkten sicher nicht wahrheitsgemäß antworten. Da meine Daten ja "anonym" und nicht personalisiert sind, dürfte ja auch nichts weiter passieren...

Gruß
Dlt

Mod:
Titel korrigiert ...

[NeverMind]

Unser Staat ist wirklich so langsam völlig am Durchknallen, auf der einen Seite die Staatsbürger immer mehr durchleuchten, drangsalieren und gängeln.... auf der anderen Seite die Grenzen auflösen und unkontrolliert alles was kriechen kann, ob mit oder ohne Papiere, reinlassen. Jetzt befinden sich 300-400.000 Menschen im Land (genaue Zahlen hat unser Staat nicht), von denen keiner weiß, woher die kommen, was das für Typen sind, wo die sich aufhalten und was genau die hier vorhaben. Darauf sollte jetzt der Fokus gerichtet werden und zunächst einmal wieder staatliche Ordnung geschaffen werden - aber man hat ja offensichtlich sehr viel wichtigeres zu tun .

[Flocki]

Das ist eine zweischneidige Sache. Auf der einen Seite ist eine gesunde Vorsicht bezüglich der Herausgabe persönlicher Daten sicher nicht verkehrt. Andererseits erwartet der Einzelne, dass sich die Gemeinschaft darum kümmert, dass genügend angemessener Wohnraum zur Verfügung steht, der Straßenbau nicht ständig hinter dem Bedarf hinterher hinkt, Schulen und Infrastruktur im benötigten Umfang bereitsteht, usw. - und dafür werden eben halbwegs verlässliche Daten benötigt. Und die gibt's halt nicht per Glaskugel...

Ob meine Angabnen auch tatsächlich anonymisiert verarbeitet werden kann ich ebenfalls nicht überprüfen.

Da wirst Du Dich wohl darauf verlassen müssen, dass die für die Kontrolle und Überprüfung zuständigen Stellen das für Dich in angemessener Weise übernehmen. Immerhin leben wir (noch) nicht in einer Bananenrepublik.

ciao
Flocki

[NeverMind]

Andererseits erwartet der Einzelne, dass sich die Gemeinschaft darum kümmert, dass genügend angemessener Wohnraum zur Verfügung steht, der Straßenbau nicht ständig hinter dem Bedarf hinterher hinkt, Schulen und Infrastruktur im benötigten Umfang bereitsteht, usw. - und dafür werden eben halbwegs verlässliche Daten benötigt. Und die gibt's halt nicht per Glaskugel...

Das ist zwar richtig, aber wir wissen doch sehr genau, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum (vor allem in Ballungsgebieten) gibt und der Straßenbau genauso wie alle anderen Infrastrukturen sich in jämmerlichem Zustand befindet. Dazu braucht es wirklich keine solche Erhebung, ändern wird sich dadurch nichts..... in einem so reichen Land, dessen Kassen seltsamerweise in allen Kommunen Riesenlöcher aufweisen.

Immerhin leben wir (noch) nicht in einer Bananenrepublik.

Da bin ich mir nicht so sicher, nachdem, was bei uns mittlerweile alles so passiert.

[DerlebendeTod]

@ Mod,

danke, es muss natürlich zensus nicht zensur heißen

@ Flocki,

ich habe grundsätzlich auch nichts gegen Statistik Erhebungen, und einige haben durchaus Ihre Daseinsberechtigung. Allerdings sprengt dieses Werk alles was ich bisher in Händen gehalten habe.

Nur mal ein Auszug:

Frage 21: Haben Sie irgendeinen Nebenjob oder eine Tätigkeit, mit der Sie Geld verdienen?

Frage 35: Sind Sie in dieser Tätigkeit überwiegend als Führungs- Aufsichtskraf tätig

Frage 38: Geben Sie bitte den Namen des Betriebs an, in dem Sie tätig sind

Frage 46: Wie weit ist der Hinweg zu Ihrer Arbeitsstätte?

Frage 57: Seit wann sind Sie beim jetzigen Arbeitgeber beschäftigt

Frage 60: Wie viele Stunden haben Sie in der letzten Woche tatsächlich gearbeitet

Frage 83: Könnten Sie innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten?

Frage 84: Falls Frage 83 mit "Nein" beantwortet: Aus welchem Grund könnten Sie nicht innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten

Das war jetzt nur ein kleiner Auszug natürlich. Und man muss da zwangsläufig in jede Frage keine Böse Absicht hineininterpretieren. Aber nach ausfüllen aller 183 Fragen, ergibt sich schon ein sehr sehr detailiertes Profil zu meiner Person...

Gruß
Dlt

[Flocki]

Es mag ja sein, dass man nicht bei jeder der 183 Fragen einsehen mag, welchen Nutzen die Erhebung der jeweiligen Information hat. Aber einige der von Dir genannten Fragen sind schon recht offensichtlich berechtigt. Beispielsweise die Frage, welche Strecken Arbeitnehmer zum Arbeitsplatz zurücklegen, wie viele Jahre sie im Schnitt bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind oder ob sie ggf. noch einen Nebenerwerb haben (weil sie z.B. von ihrem Haupterwerb nicht leben können oder warum auch immer).

Letztendlich steht und fällt das Ganze aus meiner Sicht weniger mit konkreten Einzelfragen als vielmehr damit, ob diese Daten tatsächlich unverzüglich anonymisiert werden und nicht noch zusätzlich mit anderweitig verfügbaren Daten verknüpft werden.

ciao
Flocki

[Alfredi]

... dass genügend angemessener Wohnraum zur Verfügung steht, der Straßenbau nicht ständig hinter dem Bedarf hinterher hinkt, Schulen und Infrastruktur im benötigten Umfang bereitsteht, usw. - und dafür werden eben halbwegs verlässliche Daten benötigt.

ist eigentlich schon alles mehr als bekannt....die Straßen, die Brücken, die Schulen, Schwimmbäder, zentraler Punkt ist Geldmangel. Man sollte die Finanzämter befragen, die wissen alles, den Weg zur Arbeit, Verdienst, Job, Familienstand.

ich habe festgestellt dass die die Antworten auf diverse Fragen von Ämtern überhaupt nicht geprüft bzw. verwendet werden. Z. B. beim Rentenantrag bei welcher Krankenversicherung von wann bis wann man bei welcher Versicherung in der Lehrzeit versichert war, bei Erbschaften, Kfz Umschreibung wer welchen Führeschein wann wo gemacht hat, bei Gewerbeanmeldung was man wo wie oft macht usw. Da entwickeln Verwaltungleute eben Fragebögen.

[Sildenafist]

Auf 60 Seiten werden hier insgesamt 183!!!! Fragen zu meiner Lebens- Wohn- und Arbeitsituation gestellt. Und Freunde, da geht es wirklich ans eingemachte. Da werden sämtliche Einkünfte von mir zur Offenlegung verlangt, wieviel ich arbeite, wieviele Stunden letzte Woche, wer in meinem Haushalt wohnt (Mutter, Vater, Freundin) etc etc etc.

§ 7 Abs. 1 MZG:

„Für die Erhebungen besteht Auskunftspflicht […].“

Ich werde das Teil jetzt ausfüllen, allerdings werde ich bei vielen bzw. sehr vielen Punkten sicher nicht wahrheitsgemäß antworten. Da meine Daten ja "anonym" und nicht personalisiert sind, dürfte ja auch nichts weiter passieren...

DAS wäre auch mein Ansatz. Es heisst zwar dass du auskunftspflichtig bist aber steht da auch wahrheitsgemäss?

[DerlebendeTod]

Ganz so einfach ist es dann leider doch nicht....

"Witzig" ist auch das "auf eigene Kosten"

[WakeUpMyFriend]

Frage 83: Könnten Sie innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten?

Frage 84: Falls Frage 83 mit "Nein" beantwortet: Aus welchem Grund könnten Sie nicht innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten

Was zur hölle .

Ich hätte "Nein" angekreuzt und als Erklärung: "Ich hab auch noch ein Privatleben" abgegeben.

Aller erste Sahne

Ist ja nicht so, als würde man so schon kaum noch ein Privatleben führen in unserer Leistungsgesellschaft.