Prinzipiell sollten wir froh sein, solche Debatten von beiden Geschlechtern aus diskutieren zu dürfen. Schlimmer wäre es, wenn es einer von beiden Seiten überhaupt nicht erlaubt wäre. Noch viel schlimmer wären indische Verhältnisse.
Tatsächlich wird das Thema auch aus meiner Sicht zu weit aufgepauscht. Aber so Journalisten müssen sich ja auch profilieren. Schön, wenn man dabei zur/ m Märtyrer/ in werden könnte.
Fakt ist aber auch, dass es, nicht nur für Frauen, zu sehr ungenehmen Empfindungen führen kann, von jemand eigentlich Fremden, auf sehr intime Weise angestarrt, gemustert und evtl dann auch noch anzüglich angesprochen zu werden. Da empfehle ich jedem sportlichen Typen mal 'nen Run mit freien Oberkörper um einen See, mitten durch eine Badestelle schwuler Junggesellen.

Aber auch die weniger sportliche Variante, einfach mal enorm angespitzten und besoffenen Jungesellinnenverabschiedungsfeierinnen in freier und enthemmter Wildbahn über den Weg zu laufen.
Wer jetzt vielleicht auch noch in einer bestimmten Weise vorbelastet ist, wird solche und ähnliche Situationen ganz sicher noch weit mehr als nur unangenehm empfinden. Trotzallem käme mir es nicht in den Sinn, jetzt rumzubrüllen, die Ordnungshüter zu rufen und mich als Opfer verhätscheln zu lassen.
Jedoch gibts Grenzen, die jeder Mensch einhalten sollte. Da diese Grenzen auch in unserer Gesellschaft immer wieder zu verwischen drohen (auch im Wirtschaftssektor, Gewinn über Leichen; Extremismus, egal welcher Richtung; Beziehungen oder Bestechlichkeit etc), sind derartige Diskussionen von Zeit zu Zeit durchaus sinnvoll, um Menschen, die meinen sich alles erlauben zu dürfen, mal wieder auf den Boden der Menschlichkeit zurückzuführen.
Solche Diskussionen sollten dann aber nicht Anlass zur Panikmache und Sippenhaft werden. Denn Männer und Frauen, insbesonderer dann, wenn sie sich in geschlechtsspezifischen, angeheitert, gelösten Gruppen eingebettet durch die Gegend bewegen, nehmen sich im Bezug auf Blickkontakte und anzüglichen Sprüchen wirklich nichts.
Leider kommt es, auch im beruflichen Alltag in Wirklichkeit sehr häufig eher so vor, dass Frauen tratschen, sich über Kollegen und Kolleginnen aufs äußerst billig und nicht selten sexistisch lustig machen. Wenn aber über sie selber auch nur eine winzigste Bemerkung fällt, die den Hauch Anzüglichkeit vermuten lässt, dann wird zusammen mit besonders intriganten Kolleginnen und vermutlich Chromosomdefekten Kollegen zum Krieg ohne Gefangene geblasen. Da wird hinzugedichtet und aufgepauscht, dass selbst wenn dann noch Blau im Himmel wäre, es komplett verdeckt wäre.
Die Frage ist nun, warum wir Männer uns nicht mit ähnlichen Debatten öffentlich zur Wehr setzen?
Achja, das wäre ja unmännlich. Scheiß evolutionäre Entwicklung, in der wir alle verwoben sind.
Frau = schwach = Opfer
Mann = Jäger, Krieger = dem passiert sowas nicht
Solange also beide Geschlechter im Kopf die klassische Geschlechterrolle beibehalten, wird sich trotz gesellschaftlicher Weiterentwicklung an derartigen Diskussionen absolut nichts ändern.
Trotzdem hat die Frau, die allein an der Bar sitzt, das Recht "Nein" zu sagen, selbst wenn sie am gesamten Abend letztlich nicht einen Cent selbst gezahlt hat. Da sind die selbsternannten Machos wohl letztlich selbst schuld, wenn sie auf eine emotional intelligentere Jägerin reingefallen sind. Mag sein, dass sie hätte gern wen mitgenommen. Sicher hatte sie aber auch bestimmte Vorstellungen, die wohl offenbar nicht erfüllt wurden. Ich würde mich als Junggeselle auch nicht von der nächstbesten Mitfünzigerin abschleppen lassen, die mangels Interesses an der eigenen körperlichen Fitness und damit mangelnden körperlichen Ausstrahlung meint, mich mit dicker Handtasche zum Beischlaf zu bewegen. Wenn aber so nichts weiter interessantes rumtanzt, kann ich bei netten Smalltalk und kostenlosen Getränken, sicher meinen Horizont erweitern. Wenn die dann aufgrund der Absage anzüglich werden würde, wäre es für mich eben auch nur 'ne eklige Schlampe. Das sollte unbedingt mal öffentlich debattiert werden.
