Genau!

Ich wärm den alten Thread mal auf, weil mich das Thema gerade ziemlich umtreibt.

Ich selbst bin sehr eifersüchtig und kann es überhaupt nicht vertragen, wenn ein anderer eine Frau anfasst, auf die ich "Besitzansprüche" hege. Von meiner letzten Affäre habe ich mich getrennt, weil sie im besoffenen Kopf mit einem anderen gebumst hat. Wir hatten beiderseits "Exklusivität" vereinbart, aber ich würde auch nicht damit zurecht kommen, wenn das nicht der Fall gewesen wäre.

Selbst jetzt noch, anderthalb Monate nachdem ich es erfahren habe, kriege ich teilweise Anfälle, wenn ich daran denke.

Das ist die eine Seite der Medaille. Andererseits ist meine Haltung extrem doppelmoralisch, denn ich bin selbst untreu. Durchaus nicht promisk, so dass ich von einer Frau zur nächsten springen müsste, sondern eher polygam/polyamorös. Wenn ich ein Mädchen mag und geil finde, dann nutze ich im Regelfall die Gelegenheit, Treueversprechen hin oder her. Und ich entwickel da durchaus teilweise für mehrere Frauen Gefühle, also die Form der Untreue, die für Frauen im Regelfall am schlimmsten ist.

Und der Witz ist, dass ich mich dafür kein bisschen schäme. Wenn ich tatsächlich mal lang anhaltend treu sein sollte, dann höchstens um eine Beziehung nicht zu gefährden, die mir viel bedeutet. Aber moralische Bedenken hab ich deswegen überhaupt nicht.

Diese extreme Doppelmoral ist es, die mich stutzig macht. Wie kann ich allen Ernstes empört und wütend über weibliche Untreue sein, wenn ich andererseits genauso untreu bin?

Doppelmoral ist eigentlich eine Sache, die ich überhaupt nicht leiden kann und nach der ich eigentlich nicht leben möchte.

Ich glaube, dieser Widerspruch im eigenen Handeln ist vielen Männern bekannt.

Es würde mich interessieren wie Ihr darüber denkt und diesen Widerspruch ggfs. auflöst?

Mein Lebensmotto:

Was du nicht willst das man dir tut...das füg auch keinem anderen zu.

Augustin hat geschrieben:Ich selbst bin sehr eifersüchtig und kann es überhaupt nicht vertragen, wenn ein anderer eine Frau anfasst, auf die ich "Besitzansprüche" hege...

...Selbst jetzt noch, anderthalb Monate nachdem ich es erfahren habe, kriege ich teilweise Anfälle, wenn ich daran denke.

Kann es sein das dein Selbswertgefühl niedrig ist? das du nicht so ganz von dir überzeugt bist?
Du hast auf der einen Seite diese Verlustängsten und Besitzansprüche und auf der anderen Seite suchst du dir die Bestätigung in dem du ander Frauen aufreist und untreu bist.

Eifersucht.. vorallem in dieser starken Form bei der es dich nach Wochen noch belastet.. ist immer ein Zeichen das du angst hast alle anderen Männer könnten besser sein als du.

Trodats Analyse ist sehr exakt und zutreffend! Kann dem nur zustimmen, vorallem dem allerletzten Satz von ihm

Augustin hat geschrieben:Ich glaube, dieser Widerspruch im eigenen Handeln ist vielen Männern bekannt.
Es würde mich interessieren wie Ihr darüber denkt und diesen Widerspruch ggfs. auflöst?

...das ist ein Naturinstinkt, dass wir unsere Partnerin am Liebsten nur für uns alleine hätten und mit keinem anderen teilen wollen.
Ich glaube auch nicht, dass das - wie häufig behauptet - was mit Verlustängsten zu tun hat. Das ist vielmehr dieser tief sitzende Fortpflanzungstrieb (wie auch überall im Tierreich), die eigenen Gene weiterzugeben - ohne dass sich Gene von einem anderen Männchen dazwischen drängeln.

Obwohl ich eigentlich eine lockere Beziehung mit meiner Partnerin habe und wir beide uns unsere Freiräume lassen, merke ich trotzdem, wie ich immer innerlich unruhig werde, wenn sich andere Männer für meine Partnerin interessieren - und ich kann mich gegen diese innere Unruhe nicht wehren.

Mehrere Frauen zu haben stellt dagegen für den Fortpflanzungstrieb kein Problem dar ...ganz im Gegenteil - da unsere Gene dadurch noch effektiver verbreitet werden könnten.

Hört sich für mich eher nach gekränkter / verletzter Eitelkeit an.....

Augustin hat geschrieben: Und der Witz ist, dass ich mich dafür kein bisschen schäme. Wenn ich tatsächlich mal lang anhaltend treu sein sollte, dann höchstens um eine Beziehung nicht zu gefährden, die mir viel bedeutet. Aber moralische Bedenken hab ich deswegen überhaupt nicht.

Diese extreme Doppelmoral ist es, die mich stutzig macht. Wie kann ich allen Ernstes empört und wütend über weibliche Untreue sein, wenn ich andererseits genauso untreu bin?

Also ich bin meiner Partnerin aus Überzeugung genauso treu wie ich es von ihr erwarte. Ich würde allerdings sogar für mich selber niemals einen Fremdfick ausschließen. Welcher Mann kann schon einer geschickten Frau, die ihn so richtig angeilt, in allen Lebenslagen widerstehen?

Aber:

Du hast meinen Respekt für diese selbstehrliche Aussage. Viele -sicher auch hier- DENKEN das, was du hier schreibst, und trauen es sich doch ihr ganzes Leben nicht.
Die gehen dann alle kopffremd und holen sich einen auf die scharfe Kollegin oder Nachbarin runter.
Das finde ich genauso doppelmoralisch.

Ich schätze mal, die Ursache der Eifersucht liegt bei mir irgendwo in der Mitte zwischen biologischer und psychologischer Erklärung. Minderwertigkeitskomplexe gegenüber anderen Männern habe ich nicht und die Frage, ob der andere vielleicht besser war, umtreibt mich kein Stück. Wäre im konkreten Fall auch doppelt absurd, weil die ganze Aktion ihrerseits eine Mischung aus sturzbesoffenem Kontrollverlust und "ich bestrafe Augustin für seine Gefühllosigkeit" war. Da hätte buchstäblich jeder kommen können.

Wahr ist allerdings, dass ich mich stark über meine Partnerinnen definiere und die Tatsache, dass sie mit jemand anderem gefickt hat, mich massiv in meinem Ego angreift. Ich merke, dass ich in erster Linie überhaupt nicht traurig über den Verlust bin, sondern wütend und gekränkt. Ich habe das Gefühl, dass sie durch das Fremdficken unser Verhältnis trivialisiert und sich selbst zum "wertlosen Flittchen" degradiert hat. Und dadurch auch mich, weil ich mich ja über sie bzw. unser Verhältnis definiert habe. Ich habe auch immer wieder diesen Gedanken: "Wie konntest Du das nur tun, warum war dir unser Verhältnis nicht mehr wert?"

Daraus speisen sich diese Wut- und Hassgefühle ihr gegenüber. Mit dem Typen hat das allerdings wenig zu tun. Außer halt die Tatsache, dass jemand das hatte, was eigentlich nur ich haben sollte.

Ich möchte an dieser Stelle übrigens betonen, dass ich diese Gefühle selbst für idiotisch halte, also bitte keine Predigten!

Ich seh das durchaus als großes Manko und wenn jemand ernsthafte Tipps haben sollte, wie man diesen Zustand überwindet und zu innerer Gelassenheit findet, nur her damit!
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Allerdings hat uns die Debatte vom Thema weggebracht, wie andere Männer, die Eifersucht und Untreue gleichermaßen praktizieren mit diesem Widerspruch umgehen.

Edit:

black hat geschrieben: Du hast meinen Respekt für diese selbstehrliche Aussage. Viele -sicher auch hier- DENKEN das, was du hier schreibst, und trauen es sich doch ihr ganzes Leben nicht.
Die gehen dann alle kopffremd und holen sich einen auf die scharfe Kollegin oder Nachbarin runter.
Das finde ich genauso doppelmoralisch.

Naja, in Gedanken werden auch jeden Tag tausendfach Morde begangen, der Gedanke allein macht noch keinen zum Verbrecher. Aber ich schätze auch, dass in sehr vielen der achso treuen Paarbeziehungen eher der Mangel an Gelegenheit und die Angst vor'm erwischt werden den Ausschlag gibt, als die Überzeugung etwas unrechtes zu tun. Von daher haben wir es hier schon gewissermaßen mit einer Art Doppelmoral zu tun. Wobei mich schon eher die Herangehensweise der Leute, die's wirklich praktizieren, interessieren würde. Die anderen können sich ja auf den im ersten Satz formulierten Standpunkt zurückziehen und werden wohl kaum Probleme mit dem Selbstbild bekommen.

Augustin hat geschrieben:Ich habe das Gefühl, dass sie durch das Fremdficken unser Verhältnis trivialisiert und sich selbst zum "wertlosen Flittchen" degradiert hat. Und dadurch auch mich, weil ich mich ja über sie bzw. unser Verhältnis definiert habe. Ich habe auch immer wieder diesen Gedanken: "Wie konntest Du das nur tun, warum war dir unser Verhältnis nicht mehr wert?"

Daraus speisen sich diese Wut- und Hassgefühle ihr gegenüber. Mit dem Typen hat das allerdings wenig zu tun. Außer halt die Tatsache, dass jemand das hatte, was eigentlich nur ich haben sollte.

du hast dich über die Beziehung zu ihr definiert? tut mir leid aber wenn dein Ego an einer Frau und der Beziehung zu ihr hängt ist das ein unleugbarer Indikator für ein geringes Selbstwertgefühl!

Sie hat sich in meinen Augen nicht unbedingt zu einem Flittchen gemacht. Man ist kein Flittchen wenn man mal besoffen mit einem Mann ins Bett geht obwohl man noch wo anderes eine Affäre(Fickbeziehung) hat!
Das ist meiner Meinung nach ganz normal und natürlich! Sie ist ein freier Mensch der seine eigenen Entscheidungen trifft und offensichtlich hatte sie ihre Gründe das zu tun:

Augustin's Ex hat geschrieben:ich bestrafe Augustin für seine Gefühllosigkeit

wobei sie das eher getan hat weil sie unglücklich war und weniger um dich wirklich zu bestrafen.
Vor wem.. außer vor dir.. hat sie sich bitteschön zu einem Flittchen gemacht?
Außerdem wette ich das es dir in Wirklichkeit relativ egal ist zu was sie sich damit gemacht hat oder nicht! Du bist hauptsächlich nur in deinem Stolz verletzt und das wurmt dein Selbstwertgefühl.
(klingt jetzt vielleicht alles etwas hart aber ich rede im Prinzip nur aus eigener Erfahrung und will, dass du aus diesem Loch rauskommst)


Und eine "Affäre mit sexueller Treue" ist eine Beziehung(Partnerschaft/Liebesbeziehung) und man sollte es dann auch so nennen und dazu stehen!
(ich meine Fickbeziehungen können ja nicht ewig so weitergehen da muss man sich schon nach was anderem Umschauen)

Augustin hat geschrieben:Ich seh das durchaus als großes Manko und wenn jemand ernsthafte Tipps haben sollte, wie man diesen Zustand überwindet und zu innerer Gelassenheit findet, nur her damit!

Der einzige Weg der für mich da rausgeführt hat war zu der Überzeugung zu kommen das (wenn so etwas passieren sollte) sie es irgendwann bereuen wird so einen tollen Hecht wie mich verloren zu haben. Und es gibt unzählige Frauen die ganz heiß sind an ihre Stelle zu treten.. somit muss ich mir keine Sorgen machen
Klingt jetzt sicherlich selbstverliebt.. ist wohl auch ein wenig überzogen ausgedrückt hat aber mehr mit einem gesunden Selbstwertgefühl zu tun.

Augustin hat geschrieben:Allerdings hat uns die Debatte vom Thema weggebracht, wie andere Männer, die Eifersucht und Untreue gleichermaßen praktizieren mit diesem Widerspruch umgehen.

Früher bin ich auch oft fremdgegangen.. eigentlich bei jeder Gelegenheit
Wenn ich ehrlich zu mir bin hab ich auch die Bestätigung gesucht.
Jetzt hab ich eine Wahnsinns Frau gefunden
Sie ist hübsch, intelligent, selbstbewusst, selbstbestimmt, ich bekomm alles was ich will, sie alles was sie will und wir verstehen uns prima.
Sehe jetzt keinen richtigen Grund fremd zu gehen.. nicht zuletzt auch aus dem Grund das ich mir wirklich nichts mehr beweisen muss.
Schließe es allerdings nicht aus mal irgendwann Fremd zu gehen wenn mir eine andere wirklich gefällt und ich bereit bin das Risiko einzugehen.
Ich bin Realist und mach mir keine Illusionen.. deshalb rechne ich auch damit, dass meine Freundin wohl irgendwann mal jemanden treffen wird der ihr gefällt und mit dem sie was haben wird.
Wie man dann mit der Beziehung weiter verfährt wird sich zeigen. Ich denke ich könnte soetwas verzeihen weil ich weiß, dass es nur natürlich ist. Ob ich ihr schnell verzeih oder sie erstmal mit Rückzug strafen werde wird sich auch zeigen.

Augustin hat geschrieben:Ich möchte an dieser Stelle übrigens betonen, dass ich diese Gefühle selbst für idiotisch halte, also bitte keine Predigten!

tut mir leid, ich konnte es mir nicht verkneifen.. nichts für ungut.. will ja nur helfen