Thema: PEP
Ich habe ein wenig überlegt, ob ich diesen Beitrag hier schreiben soll, weil "King Kong" sich ja schon selbst als Paranoiker bezeichnet hat und ich bei dem von ihm beschriebenen Vorfall ausdrücklich KEINE Indikation für weitere Maßnahmen sehe, als sie "NeverMind" schon beschrieben hat. Also: ruhig Blut, abwarten, und bei Symptomen zum Arzt. Ich möchte auch bei niemandem unnötig zusätzliche Ängste auslösen.
Allerdings stimmt "Du wartest ab, weil Dir ein Arzt jetzt sowieso nicht helfen kann" nicht so ganz, je nachdem, welche theoretischen Infektionsgefahren man annimmt - deshalb wollte ich hier doch noch folgendes posten:
1) Ein Arzt könnte natürlich "vorsorglich" Antibiotika verschreiben, die gegen die meisten denkbaren STDs wirken würden (z.B. Zithromax), aber ich würde @NeverMind insofern zustimmen, als ich das ohne Symptome auch ablehnen würde, schon allein, um die sich immer weiter ausbreitenden Resistenzen gegen wichtige Antibiotika nicht mit zu riskieren. *Möglich* wäre es aber. Die meisten Ärzte würden es aber wohl, m.E. zu Recht, aus eben diesen Gründen (unverhältnismäßige/unnötige Anwendung) ablehnen.
2) Ich wollte gern auf PEP hinweisen (Post-Expositions-Prophylaxe, nicht zu verwechseln mit PrEP, der Prä-Expositions-Prophylaxe), einer Möglichkeit zum Schutz gegen eine HIV-Infektion, wenn begründeter Anlass zu der Vermutung besteht, daß man sich bei einem kurz zurückliegenden Ereignis einem HIV-Infektionsrisiko ausgesetzt haben könnte. Allerdings ganz klar NICHT für @KingKong, weil die Wahrscheinlichkeit für ihn bei dem, was er beschrieben hat, wohl praktisch Null ist - sondern ausschließlich deshalb, weil das Thema PEP in einem Thread mit der Headline "GV ohne Gummi, was jetzt?" meines Erachtens auf jeden Fall vorkommen sollte, ich aber bei einer Suche im Forum nach "PEP" genau gar nichts gefunden habe.
Also, nur vorsorglich für Leser, die in einem anderen Fall auf dieses Forum/diesen Thread stoßen sollten: sofern eine wirklich relevante Gefahr besteht, sich bei ungeschütztem Sex möglicherweise mit HIV infiziert zu haben, gibt es die Möglichkeit, möglichst schnell nach dem Vorfall (idealerweise den ersten 24 Stunden, nach 72 Stunden wird es nicht mehr als sinnvoll erachtet) eine solche PEP-Behandlung durchzuführen. Sie besteht aus der täglichen Einnahme von HIV-Medikamenten für einen Monat und schließt, je nach Zeitpunkt des Einnahmebeginns, eine Ansteckung auch bei definitiver Übertragung mit HIV-infizierten Flüssigkeiten mit bis zu 99% Sicherheit aus.
PEP kann von jedem Arzt verordnet werden, besser auskennen werden sich damit naturgemäß Urologen und Infektionsmediziner, letztlich ist aber egal, wer verordnet: da es in einem solchen Fall (nochmal: der bei King Kong NICHT vorliegt) auf Zeit ankommt, sollte man in jedem Fall sofort nach Kenntnis des Risikos zum nächsterreichbaren Arzt, am Wochenende oder nachts in die nächste Klinik/Notaufnahme gehen, den Fall schildern und sofort mit der Einnahme beginnen. Alle Kosten werden in Deutschland bei Vorliegen einer Indikation übernommen, egal ob von privater oder gesetzlicher Krankenversicherung.
Zum Schluß nochmal: das ist KEINE Empfehlung für @KingKong. Ein nennenswertes Risiko besteht bei ungeschütztem Vaginal- oder Analsex insbesondere für die/den passive/n Partner/in, wenn der aktive Partner abspritzt und bekannt positiv ist (z.B. auch bei Kondomriß/-verlust). Im umgekehrten Fall ist das Risiko deutlich geringer (passive/r positiv). Bei Oralsex für beide sehr gering. Ausnahme nennenswerte Blutungen des positiven Partners, generell kommt es auf "Austausch nicht geringer Mengen Infizierter Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Vaginalschleim" an. All das scheint bei @KingKong nicht passiert zu sein. Und gilt auch nur bei bekannter HIV-Infektion des einen Partners; bei unbekanntem HIV-Status sehen die Leitlinien für PEP nur in Ausnahmefällen eine Indikation als gegeben an. Ausnahme ist wiederum ungeschützter Vaginal- oder Analsex mit Prostituierten oder Partnern aus Ländern, in denen eine sehr hohe HIV-Verbreitung gegeben ist, sowie ungeschützter Analsex zwischen MSM (Männern, die mit Männern Sex haben). Insgesamt kann man, wenn ein reales Risiko besteht, natürlich durch ausdrückliche Forderung und ggf. entsprechende Schilderung der Umstände fast jeden Arzt bewegen, vorsichtshalber eine PEP zu verschreiben, zumal der Großteil der Patienten (aber durchaus nicht alle) keine wesentlichen Nebenwirkungen erleiden.
Falls jemand ausführlichere Informationen wünscht oder braucht, stehe ich gerne zur Verfügung, sonst einfach mal nach "PEP HIV" googeln oder bei z.B. der Deutschen Aidshilfe oder hivreport (siehe unten) nachlesen.
Und zum Schluß nochmal: Nein, @KingKong, ich denke nicht, daß Du irgendeinen Grund hast (bzw. gehabt hättest), das in Anspruch zu nehmen. nur als Information für andere im Fall des Falles.
Literatur:
https://www.aidshilfe.de/safer-sex-unfallpep
http://www.hivreport.de/sites/default/f ... report.pdf