Re: Razzia! Operation Pangea IV 2011 war vom 20. - 27. Septe
Verfasst: Donnerstag 6. Oktober 2011, 11:30
Einer der größten Fälle von illegalem Arzneimittelhandel soll vor das Potsdamer Landgericht
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Gefährliche Liebschaften
POTSDAM - Das Netzwerk umspannte den Globus: In Rumänien, Bulgarien, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Russland, in Südamerika und Asien operierten die gefährlichen Pillendreher und machten Millionenumsätze. Geblendet von den vermeintlichen Schnäppchen, von den konkurrenzlos günstigen Potenz- und Schlankheitsmitteln griffen Konsumenten weltweit zu. Seit drei Jahren ermitteln das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg und die Potsdamer Staatsanwaltschaft gegen die Arzneimittelmafia, denn eine der Hauptspuren führt nach Brandenburg. Nun stehen die umfangreichen Ermittlungen in dem Fall mit dem Decknamen „Männerapotheke“ vor dem Abschluss. Im November könnte die Staatsanwaltschaft Anklage erheben, heißt es.
„Die Gewinnmargen sind größer als bei jedem kolumbianischen Drogenkartell“, sagt Zollfahnder Andreas Gramigna. 25 bis 30 Millionen Euro Umsatz sollen die Täter mit den Pillenplagiaten erwirtschaftet haben. Der Fall „Männerapotheke“ ist einer der derzeit größten weltweit. Im April dieses Jahres schlugen die Ermittler zu, durchsuchten 20 Wohnungen in Tschechien und 40 in Deutschland. Die Polizei nahm zwei Drahtzieher in Potsdam und Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) fest.
Die gefährlichen Fälschungen wurden offenbar in Heim- und Kellerlaboren in der chinesischen Provinz gefertigt. Sieben Hintermänner und mehrere Dutzend Mittelsmänner organisierten den großen Medikamenten-Coup und agierten dabei offenbar skrupellos. Nicht umsonst spricht Zollfahnder Andreas Gramigna, der sich aus Sicherheitsgründen nicht fotografieren lassen will, von „mafiösen Strukturen“.
Die Mittel wurden in diversen Onlineshops unter einschlägigen Namen wie „Männerapotheke“ oder „Pillendienst“ verkauft. 25 bis 40 Prozent Provision erhielten diese Webmaster, sprich die Handelsvertreter. Das Netzwerk handelte höchst professionell: Es verfügte sogar über ein eigenes Abrechnungssystem für die Mittelsmänner. Die georderten Tabletten wurden per Kurierdienste aus dem Ausland an die deutschen Abnehmer gebracht.
Das Besondere an dem Fall ist, dass die Staatsanwaltschaft nicht nur die Drahtzieher, sondern eben auch die Onlinehändler im Visier hat. Das beschert ihnen eine Unmenge an Ermittlungsarbeit. Allein 75 Terabyte an Daten mussten gesichert und ausgewertet werden. „Wir stoßen bei diesen Dimensionen an unsere Grenzen“, sagt Andreas Gramigna.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht nur wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz, was mit Strafen bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden kann. Da es auch um den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs geht, drohen den Pillendrehern Haftstrafen von bis zu zehn Jahren. (Von Torsten Gellner)
Das Geschäft mit Pillenplagiaten boomt:
Die Zahl gefälschter Medikamente in Deutschland hat drastisch zugenommen. Zwischen 2009 und 2010 hat sich laut Zollkriminalamt die Zahl der sichergestellten Tabletten-Plagiate von rund fünf auf zehn Millionen verdoppelt.
Bei Ampullen gab es noch mehr Fälschungen: 14 Millionen wurden vergangenes Jahr beschlagnahmt – vier Jahre zuvor waren es noch 65 000.
Jede zweite Pille, die über das Internet verkauft wird, ist laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gefälscht.
Potenzpillen wie Viagra, aber auch Appetitzügler stehen besonders hoch im Kurs.
Jährlich werden nach einer Studie des Pharmakonzerns Pfizer („Viagra“) allein in Europa 10,5 Milliarden Euro mit gefälschten Medikamenten umgesetzt. MAZ
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POTSDAM - Das Netzwerk umspannte den Globus: In Rumänien, Bulgarien, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Russland, in Südamerika und Asien operierten die gefährlichen Pillendreher und machten Millionenumsätze. Geblendet von den vermeintlichen Schnäppchen, von den konkurrenzlos günstigen Potenz- und Schlankheitsmitteln griffen Konsumenten weltweit zu. Seit drei Jahren ermitteln das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg und die Potsdamer Staatsanwaltschaft gegen die Arzneimittelmafia, denn eine der Hauptspuren führt nach Brandenburg. Nun stehen die umfangreichen Ermittlungen in dem Fall mit dem Decknamen „Männerapotheke“ vor dem Abschluss. Im November könnte die Staatsanwaltschaft Anklage erheben, heißt es.
„Die Gewinnmargen sind größer als bei jedem kolumbianischen Drogenkartell“, sagt Zollfahnder Andreas Gramigna. 25 bis 30 Millionen Euro Umsatz sollen die Täter mit den Pillenplagiaten erwirtschaftet haben. Der Fall „Männerapotheke“ ist einer der derzeit größten weltweit. Im April dieses Jahres schlugen die Ermittler zu, durchsuchten 20 Wohnungen in Tschechien und 40 in Deutschland. Die Polizei nahm zwei Drahtzieher in Potsdam und Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) fest.
Die gefährlichen Fälschungen wurden offenbar in Heim- und Kellerlaboren in der chinesischen Provinz gefertigt. Sieben Hintermänner und mehrere Dutzend Mittelsmänner organisierten den großen Medikamenten-Coup und agierten dabei offenbar skrupellos. Nicht umsonst spricht Zollfahnder Andreas Gramigna, der sich aus Sicherheitsgründen nicht fotografieren lassen will, von „mafiösen Strukturen“.
Die Mittel wurden in diversen Onlineshops unter einschlägigen Namen wie „Männerapotheke“ oder „Pillendienst“ verkauft. 25 bis 40 Prozent Provision erhielten diese Webmaster, sprich die Handelsvertreter. Das Netzwerk handelte höchst professionell: Es verfügte sogar über ein eigenes Abrechnungssystem für die Mittelsmänner. Die georderten Tabletten wurden per Kurierdienste aus dem Ausland an die deutschen Abnehmer gebracht.
Das Besondere an dem Fall ist, dass die Staatsanwaltschaft nicht nur die Drahtzieher, sondern eben auch die Onlinehändler im Visier hat. Das beschert ihnen eine Unmenge an Ermittlungsarbeit. Allein 75 Terabyte an Daten mussten gesichert und ausgewertet werden. „Wir stoßen bei diesen Dimensionen an unsere Grenzen“, sagt Andreas Gramigna.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht nur wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz, was mit Strafen bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden kann. Da es auch um den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs geht, drohen den Pillendrehern Haftstrafen von bis zu zehn Jahren. (Von Torsten Gellner)
Das Geschäft mit Pillenplagiaten boomt:
Die Zahl gefälschter Medikamente in Deutschland hat drastisch zugenommen. Zwischen 2009 und 2010 hat sich laut Zollkriminalamt die Zahl der sichergestellten Tabletten-Plagiate von rund fünf auf zehn Millionen verdoppelt.
Bei Ampullen gab es noch mehr Fälschungen: 14 Millionen wurden vergangenes Jahr beschlagnahmt – vier Jahre zuvor waren es noch 65 000.
Jede zweite Pille, die über das Internet verkauft wird, ist laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gefälscht.
Potenzpillen wie Viagra, aber auch Appetitzügler stehen besonders hoch im Kurs.
Jährlich werden nach einer Studie des Pharmakonzerns Pfizer („Viagra“) allein in Europa 10,5 Milliarden Euro mit gefälschten Medikamenten umgesetzt. MAZ