Re: Nachlassende Wirkung / Gewöhnungseffekt von Potenzmittel
Verfasst: Donnerstag 6. Dezember 2012, 13:34
Da mich dieses Thema auch beschäftigt (hat), hier mein Senf dazu:
Blutdruckmittel, Statine (Cholesterin-Inhibitoren), Antikoagulanzien (Heparin, Marcumar). Alle wirken OHNE jegliche Gewöhnung.
Von dem reinen biochemischen Wirkungsmechanismus wäre auch alles andere unlogisch:
In der Regel sind dieses Arzneien kompetitive Hemmer eines Enzyms, d.h., sie konkurieren mit dem Substrat um die Bindung am aktiven Zentrum. Ist dieses blockiert, kann das Enzym nicht mehr seinen eigentlichen Zielstoff umwandeln; in unserem Fall das z(c)yklische GMP zu GMP.
Aus dem kompetitiven Bindungsverhältnis lassen sich 2 Dinge in Bezug auf Gewöhnung ableiten:
1. Die Affinität des Hemmers (Inhibitors) sinkt.
2. Die Konzentration der Phosphodiesterase(5) steigt, demzufolge reicht die eingenommene Menge des Inhibitors nicht mehr um den größten Teil des Enzyms zu blockieren.
Folgende Punkte haben dann schon nix mehr mit der PDE(5)-Hemmung zu tun:
3. PDE(5) wird schneller abgebaut (und mit ihm der an ihn gebundene Hemmstoff).
4. Die Konzentration von cGMP sinkt.
Punkt 1 und 2 halte ich für extrem unwahrscheinlich: PDE's werden, jedenfalls meines Wissens nach, konstitutiv exprimiert; also nicht nach Bedarf gebildet.
Sie unterliegen damit keiner (äußeren) Regulation.
Außerdem halte ich Mutationen in diesen Genen, die eine Inhibitoraffinitätsabnahme rechtfertigen würden, für höchst unwahrscheinlich. Das wäre für das Transkriptionssystem zu auffällig und würde einschleichend, ohne einen "programmierten Zelltod" hervorzurufen, sicher Generationen dauern.
Wäre die 3. Annahme so, müsste PDE schneller nachgebildet werden um inhibitorfrei zu sein und cGMP wieder vermehrt zu GMP umzusetzen. Dagegen spricht s.o..
Außerdem unterliegen die Abbauenzyme auch keiner Regulation. Jedenfalls was ich dazu weiß ...
Bleibt also nur Punkt 4. Und dieser ist multifaktoriell; zur Erinnerung: cGMP wird nur gebildet (in bestimmten Bereichen des Körpers) in Anwesenheit von NO.
Entweder es wird nicht genug NO freigesetzt, oder die Diffusion durch das Endothelkapillar ist gestört (z.B. Arteriosklerose). Es gibt mit Sicherheit noch andere dazuzählende Faktoren, es fallen mir aber gerade keine mehr ein ...
Da hier gelegentlich von einigen (oder spezieller: einem) User(n) die Gewöhnung an Blutdruckmittel angeführt wurde:
Ja, es gibt sie. Und zwar bei ACE-Hemmern. Angiotensin I aktiviert auf einem (unbekannten) alternativen Weg unter Umgehung des ACE's die AT1-Rezeptoren, was wieder zu einer Blutdrucksteigerung führt.
Ziemlich selten, aber der menschliche Körper wäre nicht das, was er ist, wenn's zu einfach wäre ...
Langes Geschreibsel kurzer Sinn:
Ich habe mich (schon seit längerem) auf DER Medizinerdatenbank http://www.pubmed.org umgeschaut, in der ALLE auch nur halbwegs relevanten Studien eingetragen sind.
Wie auch schon trefflich vor Jahren auf Seite 1 dieses Threads festgestellt wurde: Es gibt KEINERLEI Anhalt für einen medikamentösen "Gewöhnungseffekt".
Nachzuprüfen unter obiger Adresse.
PDE5-Inhibitoren sind mittlerweile eine recht gut durchforschte Angelegenheit; über 5000 Studien habe ich gefunden. Der derzeitige Trend geht in Richtung pulmonale Hypertonie.
Btw habe ich auch ABSOLUT NICHTS über die Behandlungsmöglichkeit bei arterieller Hypertonie gefunden. Es scheint sie nicht zu geben.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies bei der Vielzahl von Studien verborgen geblieben ist. Als eine der größten Volkskrankheiten überhaupt ...
Fazit:
Es gibt keine Gewöhnung.
Minderungen sind im psychischen Bereich zu suchen oder als eine Folge fortschreitender chronischer Erkrankungen.
Blutdruckmittel, Statine (Cholesterin-Inhibitoren), Antikoagulanzien (Heparin, Marcumar). Alle wirken OHNE jegliche Gewöhnung.
Von dem reinen biochemischen Wirkungsmechanismus wäre auch alles andere unlogisch:
In der Regel sind dieses Arzneien kompetitive Hemmer eines Enzyms, d.h., sie konkurieren mit dem Substrat um die Bindung am aktiven Zentrum. Ist dieses blockiert, kann das Enzym nicht mehr seinen eigentlichen Zielstoff umwandeln; in unserem Fall das z(c)yklische GMP zu GMP.
Aus dem kompetitiven Bindungsverhältnis lassen sich 2 Dinge in Bezug auf Gewöhnung ableiten:
1. Die Affinität des Hemmers (Inhibitors) sinkt.
2. Die Konzentration der Phosphodiesterase(5) steigt, demzufolge reicht die eingenommene Menge des Inhibitors nicht mehr um den größten Teil des Enzyms zu blockieren.
Folgende Punkte haben dann schon nix mehr mit der PDE(5)-Hemmung zu tun:
3. PDE(5) wird schneller abgebaut (und mit ihm der an ihn gebundene Hemmstoff).
4. Die Konzentration von cGMP sinkt.
Punkt 1 und 2 halte ich für extrem unwahrscheinlich: PDE's werden, jedenfalls meines Wissens nach, konstitutiv exprimiert; also nicht nach Bedarf gebildet.
Sie unterliegen damit keiner (äußeren) Regulation.
Außerdem halte ich Mutationen in diesen Genen, die eine Inhibitoraffinitätsabnahme rechtfertigen würden, für höchst unwahrscheinlich. Das wäre für das Transkriptionssystem zu auffällig und würde einschleichend, ohne einen "programmierten Zelltod" hervorzurufen, sicher Generationen dauern.
Wäre die 3. Annahme so, müsste PDE schneller nachgebildet werden um inhibitorfrei zu sein und cGMP wieder vermehrt zu GMP umzusetzen. Dagegen spricht s.o..
Außerdem unterliegen die Abbauenzyme auch keiner Regulation. Jedenfalls was ich dazu weiß ...
Bleibt also nur Punkt 4. Und dieser ist multifaktoriell; zur Erinnerung: cGMP wird nur gebildet (in bestimmten Bereichen des Körpers) in Anwesenheit von NO.
Entweder es wird nicht genug NO freigesetzt, oder die Diffusion durch das Endothelkapillar ist gestört (z.B. Arteriosklerose). Es gibt mit Sicherheit noch andere dazuzählende Faktoren, es fallen mir aber gerade keine mehr ein ...
Da hier gelegentlich von einigen (oder spezieller: einem) User(n) die Gewöhnung an Blutdruckmittel angeführt wurde:
Ja, es gibt sie. Und zwar bei ACE-Hemmern. Angiotensin I aktiviert auf einem (unbekannten) alternativen Weg unter Umgehung des ACE's die AT1-Rezeptoren, was wieder zu einer Blutdrucksteigerung führt.
Ziemlich selten, aber der menschliche Körper wäre nicht das, was er ist, wenn's zu einfach wäre ...
Langes Geschreibsel kurzer Sinn:
Ich habe mich (schon seit längerem) auf DER Medizinerdatenbank http://www.pubmed.org umgeschaut, in der ALLE auch nur halbwegs relevanten Studien eingetragen sind.
Wie auch schon trefflich vor Jahren auf Seite 1 dieses Threads festgestellt wurde: Es gibt KEINERLEI Anhalt für einen medikamentösen "Gewöhnungseffekt".
Nachzuprüfen unter obiger Adresse.
PDE5-Inhibitoren sind mittlerweile eine recht gut durchforschte Angelegenheit; über 5000 Studien habe ich gefunden. Der derzeitige Trend geht in Richtung pulmonale Hypertonie.
Btw habe ich auch ABSOLUT NICHTS über die Behandlungsmöglichkeit bei arterieller Hypertonie gefunden. Es scheint sie nicht zu geben.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies bei der Vielzahl von Studien verborgen geblieben ist. Als eine der größten Volkskrankheiten überhaupt ...
Fazit:
Es gibt keine Gewöhnung.
Minderungen sind im psychischen Bereich zu suchen oder als eine Folge fortschreitender chronischer Erkrankungen.